Mit dem Neuen Kammerchor Berlin, Die Wilde Jagd, La Chica, Radio Hito, Perera Elsewhere und vielen mehr entdeckt Ihr beim Detect 2024 gleich ein ganzes Spektrum an Stimmen aus unterschiedlichen musikalischen Traditionen: von der Stimme in Pop und Songwriting über Gesang in verschiedenen Sprachen bis hin zum klassischen Lied.
Dabei hören und verstehen wir Stimmen nicht nur im Rahmen von musikalischem Ausdruck. Ein Einblick in die Dimensionen des diesjährigen Themas…
Die Stimme als Instrument von Traditionen
Das erste Musikinstrument ist die menschliche Stimme. Sie ist einzigartig und unverkennbar wie ein Fingerabdruck. Ganz besonders an ihr ist aber, dass sie Musik und Sprache verbindet. Deshalb dienten Gesänge schon immer als Instrumente, um Geschichten zu erzählen, Wissen und kulturelle Praktiken weiterzugeben und Bedeutung herzustellen. In Form von Kinder- oder Wiegenliedern, als rituelle oder religiöse Gesänge, als Arbeiterlied oder Kunstlied haben Stimmen und ihre musikalischen Traditionen ihren Platz im alltäglichen Leben gefunden.
Auch in der populären Musik haben Stimmen unzählige Male Ozeane überwunden, Sprachbarrieren ausgehebelt, Diskussionen angestoßen oder einfach unterhalten und Gefühle zum Ausdruck gebracht.
Die elektronische Stimme
Auch in der elektronischen Musik hat die Gesangsstimme von Anfang an eine tragende Rolle in der Entwicklung und Verbreitung des Genres gehabt. Doch auch wenn es um den Klang an sich geht, spielte die menschliche Stimme eine wichtige Rolle in der Entwicklung. Nicht nur Streich- und Blasinstrumente entspringen der Stimmtradition, denn die Klangerzeugung ist angelehnt an die Stimmbänder, die durch Luftdruck in Schwingung versetzt werden und so den Ton erzeugen. Selbst Synthesizer sind inspiriert von der Stimme: die Formant Synthesis imitiert Vokallaute.
Doch Stimmen sind gerade wegen ihrer Ausdrucksmöglichkeiten nicht nur individuell, sondern kollektiv: Sie repräsentieren die reiche Vielfalt von Kulturen. Und als kollektive Stimmen prägen sie das soziale Leben.
Protestsongs, Sprechchöre, Hymnen
Stimmen dienen seit langem als Katalysatoren für den sozialen Wandel, indem sie Botschaften des Protests, der Einheit und der Ermächtigung übermitteln. Das diesjährige Festival wird die soziale Dimension von Stimmen durch Panels und Programmpunkte erkunden. Wer erhebt seine Stimme und gegen wen? Wie laut müssen marginalisierte Stimmen sein, damit man sie hört? Unser Programm abseits der Musik erscheint erst etwas später, aber freut Euch schon mal auf ein paar interessante Programmpunkte.
Stimmgewaltig
Stimmen sind natürlich überall mit dem digitalen Leben verbunden. Wir müssen nicht mehr in einem Raum sein, um einander zu hören. Das Festival erforscht Stimmen daher auch im Bereich der Verstärkung, Übertragung und Verzerrung. Elektronische Musik, mikrofonierte Stimmen und experimentelle Klanglandschaften werden im Mittelpunkt stehen und die Grenzen der traditionellen Vorstellungen von Stimme verschieben.
Besonders freuen wir uns, dass das Kollektiv Eigenklang dieses Jahr wieder dabei ist und einen eigenen interaktiven Raum gestaltet. Dort sind Musiker:innen und Laien gleichermaßen eingeladen, einen gemeinsamen Klangraum zu gestalten.
Und so feiert die fünfte Festivalausgabe des Detect Classic Festivals die reiche Vielfalt menschlicher Stimmen und ihre kulturellen, sozialen und technologischen Dimensionen. Wir laden Euch ein, mit uns zu erforschen, wie Stimmen unsere Welt formen.